Knokblog
Dienstag, 26. September 2006
Sarajevo

Und ich spreche von Odysee! Erst aus Budapest nach zweistündigem Schlaf (zuvor Candyparty mit den schwulen Freunden von Hajnal) los Richtung Sarajevo. Im Grenzstädtchen Mohacs am Donauufer übernachtet, nachts von Polizisten geweckt worden, vor denen ich mich mehr oder weniger nackt ausweisen musste ("Ah, Deutsche, gutes Nacht!") dann am nächsten Tag ziemlich mühsam weiter bis 75 Kilometer vor Sarajevo. Ein Taxifahrer nahm mich mit, die üblichen Trucker, ein bosnischer Pensionär, der 35 Jahre in Böblingen wohnte, ein Fahrlehrer und dann wurde ich irgendwann 14 Kilometer von Zenica entfernt mitten auf der Autobahn bei stockfinsterer Nacht im Wald aus dem Auto geworfen. Es sah eigentlich vielversprechend aus: eine Auffahrt mit enger Kurve (=langsam) aus zwei Richtungen. Aber niemand hielt. NIEMAND. Ich stelle mich auf die Autobahn. NIEMAND HÄLT! Ist ja auch klar, aber ich wollte weiter nach Sarajevo. Also zurück laufen nach Zenica. Dann aber auf dem Feldweg, weit ab vom Schuss drei Autos vor dem Bahnübergang. Einer sieht mich kommen, steigt schnell aus und schließt den Kofferraum ab, ein wenig Verhandlung und ein Drogendealer (Typ Bulldogge, versorgt auf dem Weg nach Zenica noch diverse Kunden) und seine schwangere Freundin (Typ Hachhhh...) nehmen mich mit und freuen sich sehr. Angekommen stellt sich raus, dass kein Bus mehr nach Sarajevo fährt, trampen jetzt doof sei. Ich sage unvorsichtigerweise "Taxi" und sie sagen: 25 Euros (50 km) und wir bringen dich nach Sarajevo, it's a deal!

Wir also im Auto, 75 Kilometer und ich denke mir: sind sie so nett oder bringen sie mich gleich um? Aber sie sind nett, bringen mich bis mitten in die Stadt und wünschen mir später noch per SMS ein schönes Leben. In Sarajevo dann erstmal Tristesse - aber dann holt mich Djenka ab, der eigentlich mit jemand ganz, ganz anderem gerechnet hat, als mit mir und wir gehen in eine Bar. Die Tür geht auf und BUMM - Kostunicas "Underground" hat nicht übertrieben! Ein paar Musiker geben Supergas, alles trinkt und tanzt und lacht und überschwänglich und freude und mir fallen sie um den Hals und ein Bier sofort in der Hand und wir reden und stellen uns vor und lachen und fuchteln und alles fühlt sich ganz, ganz geil an. Ja, geil!
Sarajevo hat mir in den ersten zehn Minuten das Herz gebrochen - ich fühlte, dass ich zurückkehren muss, noch bevor ich richtig angekommen war.

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