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Sonntag, 26. Dezember 2004
Geschichten aus dem Krieg.

Und dann erzählt die Oma, wie ihr im Zweiten Weltkrieg in ihrer militärischen Stelle von Kollegen plötzlich Zettelchen zugesteckt worden sind, die KZ-Insassen nach Außen schmuggeln haben können.
Und dann erzählt die Oma, wie Freunde von ihr in der Nähe eines KZ wohnten und verbrannte Menschen rochen.
Und dann erzählte die Oma, wie Leute, die sie kannte, auf einem Berg wohnten und in das KZ schauen konnten.
Und dann erzählt die Oma, wie es niemand glauben konnte, aber musste und wie viele es nicht glauben wollten.

Und dann erzählte sie, dass es jeder wusste und sich niemand aus der Affäre ziehen kann, er habe es nicht wissen können.

Es wusste jeder.

Und dann die Diskussion im Diskus, von der Moritz so beeindruckt ist, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, mit der deutschen Vergangenheit umzugehen. Entweder sind alle Menschen nach dem Krieg zu komplett neuen Menschen geworden. Oder es sind alle Menschen nach dem Krieg eigentlich die gleichen Menschen geblieben.
Und egal, wie man es hält: Es ist nicht gut!

Und immer und immer wieder: wer das sagt, dass unsere Geschichte vergessen werden muss, dass wir in die Zukunft blicken müssen, dass wir uns doch nach vorne und nicht nach hinten bewegen. Wer das sagt, versteht die grundsätzliche Gleichzeitigkeit von Geschichte nicht. Wir sind, wer wir heute sind, aus der ewigen Präsenz der Vergangenheit heraus.
Wir sind die Vergangenheit, wie also auch die Vergangenheit wir ist.

Und außerdem ist es doch irrsinnig, dass wir uns an Goethe, Beethoven, Einstein ergötzen und dabei Hitler vergessen können. Veragngenheit gibt es nur im Komplettpaket.

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